Quartonal verzaubert Publikum
„Die Frohe Stunde Weroth lädt ein“, und das zum zehnten Mal. Mit dem Quartett „Quartonal“ aus dem hohen Norden ist den Männern um Chorleiter Jens Röth damit für ihr Konzert der große Wurf gelungen.
Weroth. Die vier ehemaligen Mitglieder der Chorknaben Uetersen haben sich mit ihrem vielseitigen Gesang in die Herzen der Zuhörer gesungen und wurden euphorisch gefeiert. Nicht nur der „MGV Frohe Stunde Weroth“ konnte mit diesem Konzert ein Jubiläum feiern, sondern auch „Quartonal“. Das Ensemble wurde 2006 gegründet und gilt als eines der besten Vokalensembles in Deutschland. Das stellten sie beim Konzert in Weroth wieder einmal unter Beweis.
Die vier Sänger Mirko Ludwig (Tenor I), Florian Sievers (Tenor II), Christoph Behm (Bariton) und Sönke Tams Freier (Bass) singen alles, was ihnen Freude macht. Ihr Spektrum reicht von der Renaissance über Romantik, zeitgenössischen Kompositionen bis hin zu Pop-Songs, oft eigens für ihr Ensemble arrangiert.
Die Sänger der „Frohen Stunde“ hatten „Quartonal“ 2010 beim Deutschen Chorwettbewerb in Dortmund im Preisträgerkonzert gehört und waren auf der Stelle für den kleinen Chor entflammt. Nun haben die Nordlichter, die schon bei so renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival oder dem Rheingau Musik-Festival Auftritte hatten, also im Westerwald gesungen und überzeugten auf der ganzen Linie.
Selbstverständlich begrüßten sie die „Wäller“ mit dem typischen Gruß „Moin, moin“. Mit der „Serenade d‘hiver“, also einem Winterständchen, von Camille Saint-Saens (1835-1921) eröffneten sie ihr Konzert und jubilierten auch gleich mit unzähligen „La, la, las“. Bei den folgenden drei Seefahrerstücken aus Neuseeland, „Across the Line“ von David Hamilton (*1955) demonstrierten sie ihren perfekten Harmoniegesang. Bei absoluter Stille im Saal kamen besonders die Piano-Stellen vorzüglich zur Geltung.
Nach einem Ausflug in die Romantik mit Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) „Wasserfahrt“ folgten drei Lieder, die sich mit der Vogelwelt auseinandersetzten. Mit der Humoreske „Die Vogelhochzeit“ bewiesen sie, dass Gesang auch witzig sein kann und bei „Le Chant des oiseaux“, einem Renaissance-Stück, hörte man sogar die Gänse schnattern. Tragisch endet die Gesichte „The Goslings“ über ein verliebtes Gänsepaar, bei dem der Gänserich nach seiner Rückkehr seine Angebetete vor dem Kochtopf retten will, von der Bäuerin kurzerhand einen Kopf kürzer gemacht wird und dann gemeinsam mit seiner großen Liebe beim Festessen kredenzt wird.
Ebenfalls überzeugend war der Auftritt der Gastgeber aus Weroth. Unter der Leitung von Jens Röth trug der 40 Sänger starke Männerchor unter anderem ein zeitgenössisches „Salve Regina“, das „Abendständchen“ von Mendelssohn Bartholdy, die „Schilflieder“, eines der erklärten Lieblingsstücke der Sänger, oder auch „Rock me Amadeus“ von Falco vor. Nach der Begrüßung durch Hans-Georg Jung führte Johannes Hannappel durch den Abend. Röth hat seinen Chor sehr gut geschult. Der Gesamtklang ist sehr homogen, die Sänger artikulieren deutlich, so dass auch Konsonanten gut zu verstehen sind. Auch schwierige Harmonien stellen kein Problem dar. Außerdem punktet der Chor mit seiner enormen Dynamik.
Ein gelungener Kontrapunkt zu den vielen Männern auf der Bühne waren die „ChoryFeen Staudt“ unter der Leitung von Jessica Burggraf. 2009 haben sich knapp zwei Dutzend Frauen zusammengetan, um mit Freude zu singen und Frauenchorgesang modern zu präsentieren. Mittlerweile sind es nahezu 70 Sängerinnen und sowohl ihr Klang als auch das Repertoire ist beachtlich. Es umfasst vor allem Pop, Jazz, Spirituals und Gospels in englischer Sprache. Mit ihrem charismatischen und energischen Dirigat gelingt es Burggraf vorzüglich, ihren Sängerinnen den richtigen Groove und das richtige Feeling abzuverlangen. Diese Frauen singen alles auswendig mit absoluter Begeisterung, mal beschwingt, dann wieder ruhig und leise, sogar flüsternd, immer ausdrucksstark, einfach perfekt. Spätestens bei „Jar of Hearts“ dürfte sich wohl bei allen Zuhörern eine Gänsehaut bemerkbar gemacht haben.
Von Andreas Müller
Nassauische Neue Presse